Ribah
Ribah ("die Kleine" / "das Füllen") ist unsere Erstgeborene. Der erste Lebenstag gestaltete sich etwas schwierig und vor allem sehr kalt: um halb sieben der Anruf "Warum hast Du denn nicht Bescheid gesagt, dass das Fohlen da ist?! Ich hätte die jetzt fast einfach so rausgeschickt!" "Fohlen?! Ich komme!"
Terminiert war es zwei Wochen später. Am Vorabend NULL
Anzeichen der bevorstehenden
Geburt.
Ramirah stand in der Box, damals noch im Pensionsstall, und schirmte ihr Fohlen so geschickt ab, dass man es nicht sehen konnte. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah ich unser "Seelchen" giften: "Kommst Du meinem Fohlen zu nahe, dann schlag ich Dich tot!" sagte ihr Blick - doch zum Fohlen: "Kommst DU an mein Euter, dann schlage ich DICH tot!" - eine Situation, die dringend geändert werden musste, soviel stand fest und anfänglich auch tatsächlich einer Bremse als Argumentationsgrundlage bedurfte. Aber das Fohlen war bereits seit mindestens 6 Stunden auf der Welt, wie der herbeigerufene Tierarzt meinte, der sich ansonsten sehr zufrieden zeigte - nach seiner Weisung sollte die kleine noch namenlose Dame möglichst hingelegt werden, da dies am meisten Kraft kostet. Und da sie alle 20 Minuten zum Trinken aufstand, hieß das wohl oder übel, den Tag bei Minus 2 Grad im Stall zu verbringen.
Ribah war kräftig - und lernte schnell. Nach dem 3. Mal Beine wegziehen, stemmte sie sich dagegen und kämpfte, sowas ließ sie nicht mit sich machen. Also hochheben und mit dem Fohlen rückwärts fallen lassen, gegen ein paar Strohballen - das war scheinbar ok für sie, denn dann blieb so auch gleich so liegen, Kopf auf meinem Schoß. Am späten Nachmittag und ca 30x Saugen ließ Ramirah sie endlich trinken, ohne dass ich noch böse gucken musste..
Gibt man ein Fohlen, das erste, nach so einem Tag wieder her?
Nein, man tut es nicht. Auch wenn ich einmal den halbherzigen Versuch unternommen habe, sie aus Vernunftsgründen zu verkaufen..
Das Einreiten verlief wie später auch bei ihren Geschwistern problemlos - draufsetzen, losreiten. Der dritte Ritt führte ins Gelände, das kannte sie ja so, war meist als Handpferd mit gewesen, warum also nicht mit Reiter.. Das sechste Mal saß eine Bekannte auf ihr, die sie noch nie gesehen hatte - auch im Gelände, auch problemlos.
Unsere Kleine entwickelte sich zum "Powerpony" - intelligent, leistungsbereit, wendig, schnell, mit sehr viel "Papa" im Blut. nicht nur optisch ist sie ihrem Vater sehr ähnlich - sie hat auch seinen "Power on/off Schalter" geerbt. Anfänger behandelt sie sehr vorsichtig, allerdings testet sie Reiter, die sicherer im Sattel sitzen, auch gern mal aus.
Sie ist eine liebevolle Tante und adoptiert ihre jüngeren Geschwister regelrecht, spielt mit ihnen, aber zeigt ihnen auch Grenzen auf. In der Herde setzt sie sich mehr durch als ihre Mutter, die für sie jedoch in ihrer Autorität unangetastet ist, ihr ordnet sie sich immer unter.
Zudem ist sie eine richtige Schmusebacke - wenn man die richtigen Stellen trifft, krault sie ganz sanft zurück, ohne dass man Angst haben muß, sie könne zwicken oder zubeißen.
In den Jahren 2011 und 2012 haben wir mit dem Distanzreiten auf kleineren Ritten begonnen und Ribah, die hier voll in ihrem Element ist, ist bis zu 52 km in der Wertung gelaufen. Sie hat nach 71 km in 2011 (2 Ritte) und 132 km in 2012 (3 Ritte, Platz 657 von 1864) mit ihren nunmehr 18 Jahren ihre ersten 200 Distanz-km absolviert..
Wie wir unseren ersten sehr spontanen Distanzritt meisterten..