Bericht vom 11.11.2010:

 

Hallo Sabine!

Nach sage und schreibe 6 Monaten schaffe ich es endlich mich bei dir zu melden und von Bennis "neuem Leben" zu berichten.
Ja, was soll ich sagen.
Benni hat es mir nicht leicht gemacht. Die ersten 2 Monate waren echt hart und haben mich nervlich und fachlich an meine Grenzen gebracht. Das fing damit an, dass er Angst vor dem Hängebauchschwein hat, das neben der Halle lebt. Er wollte somit partout nicht in die Halle bzw. war es nur mit Führkette möglich ihn zu führen, da er sich immer los riss. In der Halle selbst war dann ein einziges Nervenbündel. Für alles außerhalb einen Kopf, nur nicht für die Arbeit. Das hieß für mich alle Erwartungen auf null runterschrauben und ganz langsam anfangen. Was mir richtig schwer viel. Habe also viel Bodenarbeit gemacht und mir auch dazu Hilfe geholt. Bin mit den anderen auch viel ausgeritten. Was ihm auch total viel Spass gemacht hat. Diese positiven Erlebnisse waren für mich damals sehr wichtig um den Mut nicht zu verlieren. Und was soll ich jetzt sagen? Im Juli hat es dann auf einmal klick gemacht und es gab keine Probleme mehr. Ich brauchte keine Führkette mehr, das Schwein wurde akzeptiert und in der Halle konnte sich der Herr doch auf die Arbeit konzentrieren. Als ob man einen Schalter umgelegt hat :-)
Ich kann Benni jetzt als das liebste und beste Pferd der Welt beschreiben :-) Wir haben uns ausgesprochen :-)
Jetzt sind wir fleißig am üben und er wir haben schon gute Fortschritte gemacht. Allerdings ist es nicht einfach ihn für die Dressurarbeit zu motivieren. Viel Abwechslung ist nötig um die Schlaftablette in Gang zu bringen :-) Springen macht ihm nach wie vor sehr viel Spass. Sei es unter dem Reiter, beim Freispringen oder allein von Weide zu Weide. Ja, auch hier beschließt der Herr von alleine, wann er die Weide wechseln will :-) Aber gott sei dank nur, wenn er nicht beschäftigt ist. Es ist nur vorgekommen, wenn ich im Urlaub war und er einige Tage selbst frei hatte.
Ans alleine ausreiten haben wir uns auch schon ran gewagt und fleißig geübt. Wo ich echt sagen muss, teilweise hatte ich das Gefühl nicht Benni unter mir zu haben, sondern einen temperamentvollen Araber.
Da war wirklich Durchsetzungsvermögen, Ruhe und mein ganzes reiterliches Können erforderlich. Er hat gnadenlos getestet, da er nicht alleine los wollte. Aber von mal zu mal wurde es immer besser und hat auch richtig Spass gemacht. Da ich aber leider nur ein "Schönwetter-Reiter" bin, müssen Benni und ich mit Sicherheit wieder ganz von vorn anfangen beim nächsten Ausritt :-( Eine Halle ist purer Luxus ;-)
Allem in allem ist zu sagen, dass ich Benni unheimlich in mein Herz geschlossen habe und ich mich jeden Tag erneut auf ihn freue. Ich bin glücklich mit ihm. Er füllt mein Reiterherz total aus :-)

Er hat auf dem Hof schon den Spitznamen "Herr Benni" bekommen. Der Spitzname drückt seine starke Pferdepersönlichkeit aus :-)
Es wird nie langweilig mit ihm. Alles nur das nicht :-)

Falls du noch mehr Geschichten hören willst oder Fragen hast, kannst du dich gerne melden :-)

Liebe Grüße
Verena

Und weil ich natürlich "mehr" wollte, hier die weiteren Anekdoten vom 12.11.2010:

 

Ein paar Geschichten... Hmmm...
Also erst gestern hat er den Sattler an die Wand gedrückt. Das war lustig :-) Der Sattler war da um den neuen Sattel nachzupolstern. Naja und das Lieblingsthema des Sattlers sind zu große Frauenhintern in zu kleinen Sätteln...Kannst du dir vorstellen, was er teilweise für Sprüche lässt. Er nahm halt Bennis Sattel, guckte ihn sich an und ließ dann nur vom Leder, der sei ja in der kurzen Zeit ganz schön platt geritten. Was für eine lustige Anspielung. Auf jeden Fall wollte er hinter Benni vorbei. In dem Moment lehnt sich Benni nach hinten und drückte ihn mit seinem Hintern an die Wand.
Als ob Benni den blöden Spruch gehört hat und sagen wollte, du Blödmann. Das hat gepasst wie die Faust aufs Auge. Ich muss immer  noch darüber lachen, wenn ich daran denke. Aber das zeigt, er ist mein Pferd. Er hat genau aufgepasst :-D
Unsere Ausritte alleine sind auch recht spannend gewesen. Allein ihn vom Hof zu kriegen, war Abenteuer pur. Am Anfang musste Sonja immer hinter uns her laufen und ihn treiben. Bis in den Wald ging es nur stockend vorwärts. Zwei Schritte gegangen, dann alle 4 Beine in den Boden gebohrt und gewartet, ob die da oben sich durchsetzen kann :-) Am schlimmsten ist aber die Straße. Das eine Mal blieb er mitten auf der Straße stehen und von rechts kamen dann "nur" vier Autos... Naja, die mussten dann um uns herum fahren, da sich Herr Benni nicht von der Straße bewegte. Adrenalin pur bei mir... Ich habe dann heraus gefunden, dass Herr Benni auf dem Bürgersteig keine Probleme hat zu gehen, nur auf der Straße. Also waren wir fortan auf dem Bürgersteig unterwegs. Die Kinder haben auch immer schön gewartet, bis wir durch waren :-) Das müssen wir also noch weiter üben.
Auf dem Weg zum Wald müssen wir dann immer an einer Kneipe/Restaurant vorbei. Im Sommer saß der Stammtisch dann vor der Tür. 
Da waren wir dann auch schon bekannt. Da Benni auch davor Theater machte und nicht weiter wollte. Es hieß dann immer, der Junge will doch auch nur ein Bier trinken, er hat Durst, so ein kühles Blondes schmeckt ihm doch auch... Aaaah, wie peinlich!
Beim ersten Ausritt hat er sich dann auch vor einem wirklich total fürchterlichem Blattrascheln erschreckt und hat auf dem Absatz kehrt gemacht und ist zurück galoppiert (da kann er laufen). Vor der Straße konnte ich ihn dann Gott sei Dank durch parieren. Von da an Zügel kurz und Beine ran. Den restlichen Ausritt hat er dann auch tadellos gemeistert. Am schlimmsten sind wirklich die ersten 15 Minuten. Da fragt er mehrmals nach, ob ich mir denn auch wirklich sicher bin, dass ich mit ihm ausreiten will. Esel :-) 
Ansonsten machen ihm die Ausritte total Spaß. Er hat danach immer einen zufriedenen und ausgeglichenen Gesichtsausdruck.
Mal grad keine Dönekes im Sinn :-)
Beim Galoppieren über Stoppelfelder entwickelt er richtig Tempo und zieht richtig an. Da will er selbst alles geben :-)
Er ist auch total Straßensicher. Trekker, Motorräder usw. machen ihm alle keine Angst. Aber wehe, da kommt von vorne ein kleines Pony auf uns zu. Da ist Herr Benni mit mir fast im Graben gelandet. Er wollte partout nicht dran vorbei. Es mussten erst alle anderen Pferde vorbei reiten, dann hat er sich auch getraut. So ein kleines Pony ist aber auch extrem gefährlich :-)
Ansonsten haben wir auch beim ersten Termin bei unserem Hufpfleger einen guten Eindruck hinterlassen. Er hat eine Spezialität, die habe ich bei euch auch schon kennen gelernt, und zwar hängt er sich ins Halfter, geht Schritt für Schritt zurück, das Halfter flutscht ihm dann über die Ohren und er steht dann völlig frei da. Er hat natürlich auch nichts besseres zu tun als vor uns abzuhauen, in den anderen Stall, wo gerade 2 frischgebackene Mutterstuten mit Fohlen stehen. Da war aber Aufruhr und er hat sich in schönster Hengstmanier gezeigt. Was er gedacht hat, möchte ich aber nicht wissen. Inzwischen kommt er aber gerne und steht mir in jeder Hinsicht mit Rat und Tag zur Seite. Er hat selbst auch ein Haflinger und ist daher interessiert, wie ich mit meinem Dicken voran komme. Seiner ist auch nicht ohne :-)
Mit der Hallenarbeit ist das so ne Sache. Er steht unheimlich auf Stangenarbeit. Dadurch kriegt man ihn auch unheimlich locker. Er kann sich über den Stangen wie ein Akkordeon zusammen und wieder auseinander ziehen. Wahnsinn.
Also, ich muss ihn mit Stangen, Hütchen, Sprüngen oder so in Laune halten. Nur stur irgendwelche Hufschlagfiguren reiten, damit locke ich ihn nicht hinterm Ofen vor. 
Er hat sich unheimlich gut entwickelt. Er schwingt richtig super im Rücken mit und tritt richtig schön unter. Eine ganze Stunde kann er es noch nicht durchhalten, aber wir haben ja Zeit.
Jedes mal von neuem, denke ich, dass kann kein Haffi unter mir sein. Aus ihm kann man mit Sicherheit richtig viel rausholen. Das Gangwerk hat er, wenn er will natürlich :-) 
Seine große Schwäche ist jedoch der Rechtsgalopp. Das klappt gar nicht. Er springt konsequent im Außengalopp an. Wir haben es bis jetzt nur ein paar Mal durch einen Trick geschafft. Da hatten wir eine In- und Outreihe mit 2 Sprüngen aufgebaut. Da ist er nach dem zweiten Sprung umgesprungen und auch richtig weiter galoppiert. Aber es viel ihm richtig schwer durchzugaloppieren. Daher meine Frage. Hat er das bei euch schon gemacht? Was war bei den Vorbesitzern? Vielleicht kann er das ja auch gar nicht...
Ich muss wirklich sagen, so Disckschädelig er manchmal sein kann, so unheimlich sensibel reagiert er auf Körpersprache.
Das musste ich erst lernen darauf zu achten und umzusetzen.
Denise, mit ihr zusammen habe ich Bodenarbeit gemacht, die meinte am Anfang zu mir, ich würde russisch sprechen und Benni portugiesisch. Unsere Kommunizierung am Anfang lief komplett daneben.
Aber das ist ja jetzt Gott sei Dank geklärt. Und die Rangfolge auch :-)
Wie hat sich denn dein Nachwuchs entwickelt?
So, das reicht jetzt. Mein Kopf ist leer geschrieben :-)
Lg Verena