Kwitaros weiterer Weg

Text & Bilder von Susanne D.

Nun ist Kwitaro seit einem halben Jahr bei mir.

 

In der Weidesaison geht er täglich mit 6 Araberfreunden (Stuten und Wallachen) stundenlang auf die Koppel. Im Winter leider nur ab und zu auf den Winterauslauf, je nach Wetter. Derzeit haben wir noch eine normale Box, stehen aber an 1. Stelle auf der Warteliste für eine Paddockbox.

 

Anfang August las ich im Internet eine Verkaufsanzeige über einen Araber. Verwundert war ich über den Preis und beschloss ihn mir wenigstens einmal anzusehen. Ein Jahr zuvor hatte ich meinen Araberwallach aus Zeitmangel in sehr gute Hände abgegeben und wollte eigentlich kein Pferd mehr. Eigentlich! Aber ich besuchte Kwitaro und hatte mich sofort in ihn verguckt. Er erinnerte mich unglaublich an meine liebste Reitbeteiligung an einem Araberhengst.

Nach einem Jobwechsel und einem Umzug war nun endlich wieder Zeit für ein eigenes Pferd. Und da ich mich selber nicht durchringen konnte auch wegen der Folgekosten, hat mein Freund mir Kwitaro kurz entschlossen geschenkt. Somit hatten wir nun das dritte Tier (zwei Hunde) mit nicht ganz einfacher Geschichte.

 

Leider war ich etwas leichtgläubig, was die Aussagen der Vorbesitzerin betraf, was mir nach ca.10 Tagen Eingewöhnungszeit von Kwitaro beim ersten vorsichtigen Aufsitzen einen hohen Abflug mit fast punktgenauer Landung in der Mauer des Roundpens verschaffte.

 

Da machte ich mich auf die Suche nach den Vorbesitzern, auch weil die Eigentumsurkunde angeblich verschollen war.

 

Ich fand die erste Besitzerin, die nur meinte „sie haben den Fuchs, na dann viel Spaß der wird sich nie reiten lassen, dieses Drecksvieh“  und war zu Boden betrübt. Ich hatte seit knapp 15 Jahren immer mit Pferden zu tun und bin quasi die letzen 10 Jahre davon auf einem Arabergestüt aufgewachsen und habe dort Pferde mit ausgebildet und sollte jetzt so falsch liegen???

 

Aber dann habe ich Gott sei dank die zweite Besitzerin, nämlich Sabine aufgetan. Und sie machte mir Hoffnung. Berichtete mir wie sie Kwitaro kennen gelernt hatte und wie sie mit ihm vorgehen würde.

Also traf ich eine Entscheidung: Kwitaro sollte bei mir seine Chance bekommen.

 

Wir fingen ganz von vorne an. Bodenarbeit, Vertrauensübungen…. Monty Roberts vom Feinsten.

 

Dann stellte ich fest, dass er nicht nur einen Heidenrespekt vor der Longierpeitsche hat, sondern auch vor allem was über seinem Rücken ablief. Also hieß es drüberlegen, daneben hin und her springen alles tun was ihn desensibilisierte. Das Tolle an diesem Pferd ist, dass er sich vom Boden aus von nichts aus der Ruhe bringen lässt. Ich könnte ihn einem Kleinkind an die Hand geben und er würde bedenkenlos hinterher dackeln.

 

Als es dann daran ging ihn an einen Reiter zu gewöhnen und ihm klar zu machen, dass das da oben ok ist, musste mein riesiger Teddy herhalten. Die ersten Male wurde gebuckelt und losgerannt was das Zeug hielt und ich bangte schon um unser hart erarbeitetes Vertrauen. Aber er hat sehr schnell kapiert, dass der Teddy ok ist. Da steigerten wir das Ganze und eine Puppe mit Beinen war sein neustes Spielzeug. Als auch damit alles ok war und alle Gangarten sowohl beim Spazierengehen als auch im Roundpen klappten, hieß es Reiter drauf. Zunächst stellte sich eine Freundin von mir zur Verfügung. Er kannte sie (steht mir ihren Pferden zusammen) und sie hatte einen gewaltigen Vorteil gegenüber meiner Person. Sie ist klein!!!

 

Ich in 1,80m und als erste Person definitiv zu hoch auf Kwitaros Rücken. Also musste ich mit ansehen wie sie ihn ritt. Aber nur kurz. J

 

Bald verstand er, dass alles ok war und dann durfte auch ich aufsitzen und habe vor Freude geweint!

 

Bis dahin schön und gut. Wir fingen an die Grundlagen wie  Zügel- und Stimmenhilfe in der Bahn zu üben, gingen dann aber schon bald ins Gelände, damit er erst mal sein Gleichgewicht und seinen Spaß findet.

 

Nach einiger Zeit gab’s dann den ersten herben Rückschlag, an dem ich rückblickend nicht unbeteiligt war. Kwitaro und ich gingen immer wieder mit den Hunden, die er liebte, kleine Runden ca. 30 Minuten im Schritt ins Gelände. Er hat dabei aus unerklärlichen Gründen 2 Mal so heftigst gebockt, dass ein Rodeopferd wahrlich nicht dagegen ist. Warum? Das sollte ich erst später erfahren. Ich wollte dieses Pferd nicht aufgeben, war aber durch den 2. Sturz (Rippen angeknackst, Gehirnerschütterung und LWS getaucht) erst mal gehandicapt. Und auch das Vertrauen war angeknackst.

 

Es war keinerlei Boshaftigkeit bei Kwitaro, sondern blanke Panik. Erschreckt hat ihn nichts, aber die Ostheopatin erklärte mir, dass seine Muskulatur nicht gelernt hatte Gewicht zu tragen. Und wenn diese überlastet werde, dann würde sie höllisch brennen, Kwitaro das Hirn ausschalten und nur noch das Gewicht, das den Schmerz verursacht loswerden wollen.

 

Mittlerweile sind wir so weit, dass wir 3 Mal die Woche reiten. Jeweils knapp 20 Minuten Schritt und dann noch ein zwei lange Seiten traben. Das läuft ganz gut. Noch muss mein Freund neben her joggen, aber das ist eher für meinen Kopf. Den Rest der Woche geht Kwitaro entweder aufs Laufband, in die Führmaschine, an der Longe mit Stangenarbeit, Spazieren oder hat auch mal frei. Wir sind guter Dinge, dass er seinen Weg machen wird, dass er dafür aber einfach Zeit braucht. Und die bekommt er!!!

 

To be continued….

 

23.02.2010

Eigentlich sollten hier nun weitere Berichte stehen, wie es mit Kwitaro weiter bergauf geht, doch das Schicksal wollte es anders:

 

Susanne musste Kwitaro am 28.02.2010 auf die immergrünen Weiden entlassen.